September

Borretsch

Abb. 1: Borretsch
Abb. 1: Borretsch
Abb. 2: Die einzelne Blüte des Borretsch
Abb. 2: Die einzelne Blüte des Borretsch
Abb. 3: Welch ein Zauber der Blüten!
Abb. 3: Welch ein Zauber der Blüten!

Borago officinalis, Raublattgewächse, Boraginaceae

Eine der auffälligsten Pflanzen im Amelungsborner Klostergarten ist der Borretsch. Seine azurblauen Blüten ziehen regelmäßig die Blicke der Besucher auf sich.

Ursprüngliche Heimat der einjährigen Pflanze ist der Mittelmeerraum. Araber sollen den Borretsch nach Spanien gebracht haben. Entsprechend vermuten viele Botaniker, der Name stamme aus dem Arabischen: „Abu araq“ = „Vater des Schweißes“ oder „abu huras“ = „Vater der Rauheit“. Beide Etymologien erklären den Namen von Eigenschaften der Pflanze her. Die erste Deutung bezieht sich auf die Schweiß treibende Wirkung des Krautes, die zweite auf die raue Oberfläche der Blätter und Stängel. Die Bedeutung des Namens bleibt also ein Rätsel.

Von Spanien aus gelangte der Borretsch im Mittelalter bis nach Mittel-, Ost- und Nordeuropa. Er zählt damit zu den Archäophyten (= „alte Gewächse“), d.h. zu den vor der Entdeckung Amerikas nach Mitteleuropa gebrachten Pflanzen.

In Deutschland wird das Gewächs wegen des gurkenähnlichen Geschmack des Blattes auch „Gurkenkraut“ genannt.

Seit dem 16. Jhdt. ist der Borretsch eine typische Pflanze auch der Bauerngärten. (Abb. 1) 

Borretsch gehört wie das im April vorgestellte Lungenkraut zur Familie der Raublattgewächse (Boraginaceae). Er wird etwa 70 cm groß und blüht von Mai bis September. Die Pflanze bevorzugt frischen, humosen Boden in sonniger bis halbschattiger Lage.

Im Kräutergarten Amelungsborn ist er in jedem Jahr zu finden.

Die leuchtenden Blüten hängen zumeist an borstigen Stängeln. Fünf blaue Kronenblätter ergeben in der Mitte der Blüte Schlundschuppen. Die violetten Staubblätter stehen eng beisammen und bilden so einen Streukegel. Diesen können solche Insekten, die mit einem langen Saugrüssel ausgerüstet sind, öffnen und an den innen befindlichen Nektar gelangen. (Abb. 2)

Besucher des Klostergartens Amelungsborn können über den ganzen Sommer verfolgen, dass Borretsch wie ein Magnet auf Insekten wirkt. Besonders Bienen und Hummeln besuchen die Blüten gern.

Als Inhaltsstoffe sind in den Blüten Allantonin, Bornessit, Kaliumsalz, Schleimstoffe und Pyrrolizidinalkaloide nachgewiesen, in Kraut und Blättern außerdem Gerbstoffe und Kieselsäure.

Früher wurde Borretsch neben seiner Nutzung in der Küche auch als Arzneipflanze eingesetzt. Das frische Kraut wirkt entzündungshemmend, schweißtreibend, entwässernd und durch den Gehalt an Schleimstoffen auch hustenlindernd. Ebenso wurde es in der Volksmedizin gegen Durchfall, bei klimakterischen Beschwerden und bei Nieren- und Blasenerkrankungen eingesetzt.

Über seine euphorisierende (stimmungsaufhellende) Wirkung ist viel berichtet worden.

Wegen des Gehalts an Pyrrolizidinalkaloide wird heute vom medizinischen Einsatz des Borretschs abgeraten. Diese werden inzwischen als gesundheitlich bedenklich eingestuft. Allzu häufiger Gebrauch des Krautes steht in dem begründeten Verdacht, die Leber zu schädigen und die Entstehung von Krebs zu begünstigen.

Als unbedenklich aber gelten die Früchte des Borretschs. Die ca. 5 mm langen Nüsschen werden zur Herstellung von Borretsch-Öl genutzt und enthalten keine Pyrrolizidinalkaloide. Allerdings sollten Patienten, die Markumar oder andere Antikoagulanzien einnehmen, vor dem Genuss von Borretsch-Öl ihren Arzt befragen. Das Öl kann die blutverdünnende Wirkung verstärken.

Verbreitet ist die Verwendung des Borretschs in der Küche: Zusammen mit Kerbel, Kresse, Petersilie, Pimpinelle, Sauerampfer und Schnittlauch gehört er zu den unverzichtbaren Ingredienzien der Frankfurter grünen Soße. Sie wird zu Eiern und Fisch gereicht.

Die Blüten des Borretschs eignen sich zur Dekoration von Speisen und Salaten.

Bei der Verwendung in Salaten sollten die Blüten erst dann hinzugefügt werden, wenn die übrigen Zutaten in der Essig-Öl-Marinade gut durchmischt worden sind. Essig bewirkt bei der Berührung mit den Blüten, dass diese sich rot färben.
Diese Reaktion der Blüten auf Säure kennen wir schon von dem Lungenkraut (s. April). Sie ist auch vielen Gartenbesitzern von Hortensien bekannt.

Borretsch – Welch ein Zauber der Blüten! (Abb. 3)

Gelegentlich wird in der Literatur berichtet, dass Ameisen die heruntergefallenen Fruchtnüsschen in ihren (auch weiter entfernt gelegenen) Bau transportieren, den an den Samen befindlichen Eiweißkörper ablösen und den davon unbeschädigten Samen aus dem Ameisenbau herausbringenen, so dass sich der dann an einem von der Ursprungspflanze entfernten Ort wieder zu einem neuen Pflänzchen entwickeln kann.

Dem Verfasser dieses Beitrags ist dieses Verbreitungsverfahren des Borretschs neu. Er wird es im Herbst sorgfältig beobachten.

Fazit. Einem nur gelegentlichen Genuss der Borretschblüten und des -krautes steht nichts entgegen. Aber es gilt wieder: Nichts zuviel und nichts zusehr!

Achtung! Von unkontrollierter Selbstmedikation mit Borretsch wird dringend abgeraten!

(Text und Fotos: Familiare Joachim Franke)

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