November
Mispel
In fast allen Klostergärten war sie vertreten.
Im Laufe der Jahrhunderte verlor allerdings sie an Bedeutung und kommt heute nur noch vereinzelt vor.
Die Mispel gehört zu den Rosengewächsen. Die graphische Darstellung der Blüte verrät dies deutlich.
Wie so viele der Rosengewächse (dazu gehören z.B. auch Kirschen und der Weißdorn) blüht sie in den Monaten Mai bis Juni.
Die Oberseite der ca. 10 cm langen lanzettförmigen Blätter ist dunkelgrün, die Unterseite grau und dicht behaart.
Im Herbst verfärben sie sich rötlich braun.
Im Laufe des Sommers wachsen die Früchte. Sie werden ca. 4 cm dick und sind apfelförmig, aber abgeplattet. Ihre Schale ist behaart und färbt sich zum Herbst braun. Es handelt sich dabei um Scheinfrüchte. Das Fruchtfleisch beherbergt meist fünf steinharte Kerne. Die Scheinfrucht läuft aus in fünf zottelige, an einem nach innen geöffneten Kelch befindliche Kelchzipfel.
Die Früchte sind im Herbst zunächst ungenießbar und hart.
Erst durch Fröste und eine längere Liegezeit werden sie mürbe und wirtschaftlich nutzbar.
Man kann aus ihnen Marmeladen, Gelees und Säfte gewinnen, das geschieht gern in Kombination mit Äpfeln und Wildobst.
In der Most- und Weinbereitung fanden sie ebenfalls Verwendung.
Der hohe Gehalt an Gerbsäure war ein natürliches Mittel zur Klärung trüber Weine und Obstsäfte.
Wie der herbe Speierling ist die Mispel öfter dem Apfelwein beigefügt worden.
Es gibt Liebhaber, die die Mispel als Brennfrucht schätzen. Dem Mispelbrand eignet ein fruchtig-herber Geschmack.
In der Kloster- und Volksmedizin wurden die entzündungshemmenden, adstringierenden und harntreibenden Wirkstoffe der Mispel zur Behandlung von Erkrankungen des Magens, des Darms und der Atemwege eingesetzt.
So schrieb der Apotheker Tabernaemontanus (1520 - 1590): „Die harten Steinlinden in der Frucht sollen ein gewisse Kunst seyn wider den Stein in Nieren und Blasen. Die dürren Blätter zu Pulver gestossen / und eingestreuet / hefften zusammen die Wunden und stillen das Blut.”
In Aserbaidschan soll die Mispel noch heute zur Behandlung des „Morbus Crohn“, einer chronisch-entzündlichen Magen-Darm-Erkrankung, verwendet werden.
Auch für einen weiteren Zweck eignet sich die Mispel: Unreife Früchte, Blätter und die Rinde können zum Gerben benutzt werden.
Übrigens: Die Stadt Viersen im Gelderland führt Mispeln im Wappen.
Aus der Mispel werden in der rheinischen Stadt zahlreiche Speisen zubereitet, z.B. Mispel-Streuselko-ek (Mispelstreuselkuchen), Mispelkonfekt, Mispelmarmelade und Mispellikör.
Achtung! Von unkontrollierter Selbstmedikation mit der Mispel wird dringend abgeraten!
(Text und Fotos: Familiare Joachim Franke)