Dezember

Echte Hauswurz

Sempervivum tectorum, Dickblattgewächse, Crassulaceae, Staude

Abb. 1: Pflanzenrosette
Abb. 1: Pflanzenrosette

Sie kommt besonders in alpinen Regionen, auf Felsrasen und kalkarmem Gestein vor. 20 bis 60 cm wird sie hoch. Die Blühzeit der älteren Pflanzen ist Juli bis September. Wie viele Sukkulenten ist die Hauswurz das ganze Jahr ansehnlich.
Sukkulente sind Pflanzen, die in ihren Fasern viel Wasser speichern und somit gegen Trockenheit, Hitze und salzhaltige Umgebung unempfindlich sind (z.B. Kakteen und Queller).
Bei der Echten Hauswurz sind es die spitz zulaufenden Blätter, die das Wasser speichern und Rosetten bilden.
In der Färbung sind sie variabel. Die Rosetten im Klostergarten sind grün mit auberginefarbigen Spitzen. (Abb. 1: Pflanzenrosette)

Eine derjenigen Pflanzen, die auch im Winter – sofern nicht Schnee alles überdeckt – einen Blickfang bilden, ist die Echte Hauswurz.

Abb. 2: Ensemble von Hauswurz in Kreuzform
Abb. 2: Ensemble von Hauswurz in Kreuzform

Die Inhaltsstoffe der Echten Hauswurz sind Gerbstoffe, Schleimstoffe, verschiedene Fruchtsäuren und Calcium-Salze.
Der Saft der Blätter wirkt kühlend und adstringierend und schmerzlindernd. Entsprechend wurde die Hauswurz angewendet bei Verletzungen und Augenentzündungen, aber auch bei Hühneraugen und Warzen sowie bei Insektenstichen und Geschwüren in der Schleimhaut des Mundes. Selbst bei Gürtelrose, Gicht und Menstruationsbeschwerden soll sie geholfen haben.
Bereits in der Römerzeit wurde die Pflanze angebaut.

Die Trockenmauern des Klostergartens bieten der Echten Hauswurz einen idealen Nährboden. Besonders hübsch und sinnfällig: Auf der östlichen Mauer bilden einige Hauswurzpflanzen die Form eines Kreuzes ab. (Abb. 2: Ensemble von Hauswurz in Kreuzform)

Der botanische Name bedeutet „Immerlebende der Dächer“ und zeigt eine frühere Verwendung an: Sie wurde in Dächer eingepflanzt und galt in der Zeit vor der Erfindung von Benjamin Franklin als Mittel gegen Blitzschlag. Karl der Große hatte die Anpflanzung auf allen seinen Reichsgütern befohlen: „… der Gärtner soll auf seinem Dache den Donnerbart haben.“ Donnerbart ist ein Synonym für Sempervivum tectorum und bezieht sich auf Donar/Thor, den germanischen Gott des Blitzes und Unwetters.
Man mag das in das Reich der Fabeln und des Aberglaubens verweisen. Es macht aber deutlich, dass Feuer in einer ländlich geprägten Gesellschaft ein die Existenz des ganzen Hofes und damit der Familie bedrohendes Ereignis war, gegen das man keinen Schutz versäumen wollte.
So wird die Echte Hauswurz in manchen Gegenden auch „Dachwurz“ genannt.
Auf dem Museumshof Melstedgård nahe Gudhjem auf der dänischen Ostseeinsel Bornholm kann man noch heute die in ein Strohdach eingepflanzte Hauswurz beobachten.


Achtung! Vor unkontrollierter Selbstmedikation mit der Echten Hauswurz wird dringend abgeraten!

(Text und Fotos: Familiare Joachim Franke)