Die Inhaltsstoffe der Echten Hauswurz sind Gerbstoffe, Schleimstoffe, verschiedene Fruchtsäuren und Calcium-Salze.
Der Saft der Blätter wirkt kühlend und adstringierend und schmerzlindernd. Entsprechend wurde die Hauswurz angewendet bei Verletzungen und Augenentzündungen, aber auch bei Hühneraugen und Warzen sowie bei Insektenstichen und Geschwüren in der Schleimhaut des Mundes. Selbst bei Gürtelrose, Gicht und Menstruationsbeschwerden soll sie geholfen haben.
Bereits in der Römerzeit wurde die Pflanze angebaut.
Die Trockenmauern des Klostergartens bieten der Echten Hauswurz einen idealen Nährboden. Besonders hübsch und sinnfällig: Auf der östlichen Mauer bilden einige Hauswurzpflanzen die Form eines Kreuzes ab. (Abb. 2: Ensemble von Hauswurz in Kreuzform)
Der botanische Name bedeutet „Immerlebende der Dächer“ und zeigt eine frühere Verwendung an: Sie wurde in Dächer eingepflanzt und galt in der Zeit vor der Erfindung von Benjamin Franklin als Mittel gegen Blitzschlag. Karl der Große hatte die Anpflanzung auf allen seinen Reichsgütern befohlen: „… der Gärtner soll auf seinem Dache den Donnerbart haben.“ Donnerbart ist ein Synonym für Sempervivum tectorum und bezieht sich auf Donar/Thor, den germanischen Gott des Blitzes und Unwetters.
Man mag das in das Reich der Fabeln und des Aberglaubens verweisen. Es macht aber deutlich, dass Feuer in einer ländlich geprägten Gesellschaft ein die Existenz des ganzen Hofes und damit der Familie bedrohendes Ereignis war, gegen das man keinen Schutz versäumen wollte.
So wird die Echte Hauswurz in manchen Gegenden auch „Dachwurz“ genannt.
Auf dem Museumshof Melstedgård nahe Gudhjem auf der dänischen Ostseeinsel Bornholm kann man noch heute die in ein Strohdach eingepflanzte Hauswurz beobachten.
Achtung! Vor unkontrollierter Selbstmedikation mit der Echten Hauswurz wird dringend abgeraten!
(Text und Fotos: Familiare Joachim Franke)