Januar

Echter Thymian

Abb. 1: Thymian im winterlichen Klostergarten
Abb. 1: Thymian im winterlichen Klostergarten

Thymus vulgaris, Lippenblütler, Lamiaceae, Gehölz  (Abb. 1)

Zu den Pflanzen, die schon im Altertum genannt werden, gehört der Echte Thymian. Plinius d. Ä. (um 50 n. Chr.) führt ihn in seiner „Naturalis historia“ an.Er entstammt dem Mittelmeerraum, liebt die Sonne und mag kargere Böden lieber als nährstoffreiche.

Schon der Versuch, seinen Namen zu erklären oder eindeutig zu bestimmen, führt in die Nebel der Vergangenheit. Einige Autoren führen den Namen auf griechisch „thymós“ zurück, was ca. 500 v. Chr. „(aufbrausendes) Gemüt“ „Mut“ oder sogar und „Tollkühnheit“ bedeutet. Damit wäre die anregende Wirkung des Krautes für die Namensgebung verantwortlich. Andere leiten den Namen von griechisch „thýein“ = ein Rauchopfer darbringen, räuchern ab (ebenso ca. 500 v. Chr.). Danach wäre der alte Brauch, die Blätter im Hause zu rösten und auf diese Weise im Winter eine Duftnote auszubringen, für die Benennung verantwortlich.
Wieder andere Autoren geben eine davon ganz unterschiedliche Herkunft an: Sie leiten „Thymian“ vom ägyptischen „tham“ ab, einer Pflanze, die zur Leichenwaschung und Mumifizierung Verwendung gefunden habe. Sollten diese Autoren Recht haben, wäre die Existenz des Krautes noch 1000 Jahre früher belegt.

Neben dem Nebel der Namensgebung muss man auch noch damit fertig werden, dass in der Antike im östlichen Mittelmeerraum bis hin nach Persien regional zuweilen nicht differenziert wurde bei der Bezeichnung der hocharomatischen Lippenblütler-Kräuter, die wir heute als „Majoran“, „Oregano“ und „Bohnenkraut“ voneinander getrennt halten.

Seit dem Mittelalter ist er in Klostergärten bezeugt. Hildegard von Bingen erwähnt ihn.

Der Thymian ist – wie alle diese seine Verwandten – ein verholzter Kleinstrauch, der in Amelungsborn meist nicht über 20 cm hoch wird.
Die festen, schmalen Blätter rollen sich an den Rändern etwas ein und wirken daher ein wenig nadelartig. 
Der Echte Thymian hat im Klostergarten seit Jahren seinen festen Platz. Obwohl er ein mediterranes Sonnenkind ist, zeichnet ihn eine robuste Winterhärte aus.
Er ist ein Beispiel für diejenigen Gewächse, die sowohl der Kategorie Heilpflanzen als auch der der Gewürzpflanzen zuzuordnen sind.

Im Januar erfreut der Echte Thymian nicht mit seinen Blüten. Diese erscheinen weißlich-rosa bis weißlich-violett in den Monaten Mai bis Juli.
Dafür sind aber die getrockneten oder frisch zerstoßenen Blätter im Winter (wie auch im übrigen Jahr) die Zutat zu einem äußerst einfachen und leicht zuzubereitenden Gericht. Dieses wird am Schluss vorgestellt.

Abb. 2: Echter Thymian
Abb. 2: Echter Thymian

(Abb. 2)  Die Inhaltsstoffe des Echten Thymian sind: Ätherische Öle, vor allem: Thymol, Phenol und Flavonoide sowie Triterpene.

Sie verleihen dem Thymian eine verdauungsfördernde, entblähende und beruhigende Wirkung.
Als Tee zubereitet, wird er eingesetzt bei Durchfall und Verdauungsschwierigkeiten.
Seine aseptische Wirkung gegen Bakterien und Viren besonders im Bereich der oberen Atemwege ist nachgewiesen.
Als Spülung wird er verwendet zur Behandlung von Mund- und Rachenentzündungen, zur Linderung von Husten und Bronchitis.
Als Badezusatz ist er gebräuchlich bei Atemwegserkrankungen, entzündlichen Hauterkrankungen, Rheuma, Verstauchungen und allgemeinen Ermattungszuständen.

Im Winter ist der Gesamtphenolanteil geringer, dafür überwiegt Thymol. Deshalb hat die Pflanze im Winter ein zwar schwächeres aber feineres Aroma.

2006 wurde Thymian zur Arzneipflanze des Jahres gewählt.


Und nun das Rezept, gerechnet für 2 Personen:

500 g kleine festkochende Kartoffeln, am Tag vorher waschen und trocknen.

Die Kartoffeln halbieren.

Ein Backblech mit Öl bestreichen (ersatzweise ungefettet mit Backpapier auslegen)
Auf dem Blech (bzw. Backpapier) gerebelte Thymianblätter großzügig verteilen:
Jede Kartoffelhälfte muss an ihrer Schnittfläche Thymian abbekommen.
Die halbierten Kartoffeln auf das Blech setzen und mit gerebelten Thymianblättern bestreuen.
Die Oberseiten der Kartoffelhälften mit gutem Olivenöl bestreichen. Einen Backpinsel zu verwenden ist dabei von Vorteil.

Das Ganze kommt für 35 min in den (nicht vorgeheizten) Backofen bei 160º C Heißluft / 180º C Ober-/Unterhitze.

Dazu schmecken: Kräuterquark, Thüringer Mett/Hackepeter, Matjes (oder Salzheringe) in Sahnesoße … eigentlich alles!

Guten Appetit!


Achtung! Vor unkontrollierter Selbstmedikation mit Thymian wird dringend abgeraten!


(Text und Fotos: Familiare Joachim Franke)

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