Mai

Gemeiner oder gewöhnlicher Löwenzahn

Abb. 1: Pflanzenteppich

Taraxacum officinale, Korbblütler, Asteraceae, Staude

Auch im Klostergarten reckt er seine Blüten in den Himmel: Der Gemeine Löwenzahn.
Er wird 5 cm bis 40 cm hoch. Seine Hauptblühzeit ist April und Mai, danach blüht er weiter bis zum späten Herbst, allerdings mit deutlich weniger Blüten.

Die schrotsägeförmigen Blätter sah das Volk als „Zähne des Löwen“ und gab der Pflanze diesen heute gebräuchlichen Namen.

Der Löwenzahn ist überall auf der nördlichen Erdhalbkugel zuhause.
Er liebt stickstoffreiche Böden.

Abb. 2: Pflanzengruppe

Deswegen mag sein anderer Name „Kuhblume“ einer Beobachtung entstammen: Auf den durch Rindvieh-Ausscheidungen mit Stickstoff angereicherten Weideflächen gedeiht er besonders prächtig.

Der Halm ist hohl, kahl und trägt keine Blätter. Wenn man ihn zusammendrückt, tritt an der Schnittstelle eine milchige Flüssigkeit aus. Ihr wird nachgesagt, auf der Haut braune Flecken zu erzeugen.

Der Löwenzahn tritt nie einzeln auf.
Wo ein Exemplar sich in die Erde eingewurzelt hat, sind immer auch andere Pflanzen-Individuen zu finden.
Er ist ein richtiger Kumpeltyp.

Aminosäuren, bittere Sesquiterpenlactone, Steroide, Triterpene, Flavonoide sowie verschiedene Vitamine bestimmen neben Kaliumsalzen und anderen Mineralstoffen die Inhaltsstoffe des Gemeinen Löwenzahns.

Abb. 3: Einzelblüte

Er wirkt den Quellen zufolge harntreibend, regt den Appetit, die Verdauung und die Gallentätigkeit an.
(Bei Verschluss der Gallenwege darf Löwenzahn nicht angewendet werden!)
Bei Husten, Hämorrhoiden und Erkrankungen nach dem rheumatischen Formenkreis wirkt Löwenzahn ebenfalls lindernd.

Im frühen Stadium des Wachsens (also besonders im April) eignen sich Löwenzahnblätter als hervorragende Bestandteile von Salaten. Sie sind eine leicht bittere Komponente zu Salaten, denen es an eigenem Charakter fehlt. Löwenzahn war als Salatbestandteil schon gebräuchlich, als man in Mitteleuropa „Ruccola“ für eine lateinamerikanische Musikrichtung hielt und den herben „Radicchio“ als Gegengeschmack zum faden Eisbergsalat entdeckte.

Löwenzahnsalat

ca. 150 g frische Löwenzahnblätter
nach Geschmack ca. 1 Teelöffel Zucker
3 Esslöffel Essig
3 Esslöffel Öl
1 kleingeschnittene Zwiebel
Salz und frisch gemahlener weißer oder schwarzer Pfeffer

Den Salat gründlich waschen und anschließend etwas zerkleinern.
Fein geschnittene Zwiebel, Zucker, Salz, Pfeffer und Essig und Öl in eine Salatschüssel geben.
den Löwenzahn zufügen und alles gut durchmischen.

Dazu passen:
Bratkartoffeln mit (Bauch-)Speck und Rührei (oder Spiegelei).
Man kann auch ein Ei hart kochen, in Scheiben schneiden und auf den fertigen Salat platzieren.
Eine Spezialität: Die Eierscheiben mit Kapern garnieren.

Verwechselt werden kann der Gemeine Löwenzahn (taraxacum officinale)  mit dem „Rauhen Löwenzahn“ (leontodon hispidus), der aber insgesamt etwas niedriger wächst und dessen Hauptblühzeit nicht im Frühjahr, sondern im Spätsommer liegt.

Der Löwenzahn ist eine wunderschöne Blume. Er trägt ein warmherziges Goldgelb, das alle Vorübergehenden zu begrüßen scheint: „Aufgepasst! Hier sind wir! Seht, wie viele wir sind! Schön, dass Ihr uns Euch anschaut!“

Abb. 4: Pusteblume

Die Blüte hat eine ausnehmend klare Form. Vielen als edler eingestuften Garten- und Gewächshausblumen ist er weit überlegen – und ihm muss noch nicht einmal (wie bei der entfernt verwandten „Gerbera“) mit einem Stützdraht die aufrechte Haltung beigebracht werden.

Ähnlich wie das Gänseblümchen (s. den April-Beitrag) trotzt der Löwenzahn jedem Rasenmähereinsatz.

Er ist eine Sinnpflanze für den unbeugsamen Lebenswillen der Geschöpfe. Wie ein entnervter Gartenfreund es sagte: „Löwenzahn ist nicht totzukriegen!“
Und zugleich – durch die schnelle Reifung hin zur Pusteblume – ein Symbol für die Vergänglichkeit der Schönheit.
Die sich aber doch so schnell in eine neue Generation begibt.
Dafür sorgen die mit einer Haarkrone („Pappus“) versehenen braunen Fruchtknoten, für deren Verbreitung der Wind sorgt.

Es ist wohl kein Großvater denkbar, der nicht mit seinen kleinen Enkelkindern den Zauber der „Pusteblume“ erkundet hätte.

Achtung! Von unkontrollierter Selbstmedikation mit Gemeinem Löwenzahn wird dringend abgeraten!

(Text und Fotos: Familiare Joachim Franke)