Juli

Schlafmohn

Abb. 1: Mohn-Ensemble

Papaver somniferum, Mohngewächse, Papaveraceae, einjährig

 

Die Schlesier lieben sie als Bestandteil ihres Mohnkuchens, für die Alpenländler ist sie als Zutat des Germknödels unverzichtbar, viele wählen morgens in der Bäckerei mit ihr bestreute Brötchen: Die Mohnsaat.

Die dabei verwendeten schwarzen Saatkörner stammen von einem Gewächs, das gelegentlich verwildert in der Natur zu finden ist, aber in der Vergangenheit in Europa in großem Stil angebaut wurde: Der Schlafmohn.

Er ist eine der ältesten Kulturpflanzen überhaupt. Schon für die Jungsteinzeit (ca. 6000 v.Chr.) ist seine Existenz nachgewiesen worden.

Als ursprüngliche Heimat des Schlafmohns wird der östliche Mittelmeerraum bis nach Vorder- und Mittelasien vermutet.
Der Name der uralten Stadt Afyonkarahisar im anatolischen Hochland leitet sich von „Afyon“ = „Opium“ ab.

Die Stängel sind blaugrün und bis auf den Bereich der Knospen kahl. Die großen unbehaarten Blätter sind länglich geformt und an den Rändern buchtig gezahnt.

Die etwa 7 cm großen Blüten sind weiß bis violett gefärbt mit dunklem Grund.
Mit dem Sandsteinmauerwerk des Kantorey-Gebäudes bilden die im Klostergarten hellviolett blühenden Pflanzen einen schönen Farbzusammenhang. Die Blühzeit erstreckt sich von Juni bis August. Im Allgemeinen sind die Blüten rasch bestäubt, die Blütenblätter fallen dann ab und die Fruchtkapseln mit den Samenkörnern beginnen zu wachsen. So sind in den Blühwochen gleichzeitig Blüten und Fruchtkapseln zu beobachten.

Abb. 2: Blüten und Früchte

Die Höhe der Pflanzen variiert zwischen 40 und 100 cm.
Schlafmohn gedeiht besonders gut auf frischen, nährstoff- und sticksstoffhaltigen lehmigen Böden.

Der Schlafmohnsamen kann in den Farben weiß bis blau und schwarz variieren.
In Europa wird vor allem die blau-schwarze reife Mohnsaat als Nahrungsmittel genutzt.

Seit dem Altertum wird aus den unreifen Fruchtkapseln des Schlafmohns Opium hergestellt. Es ist bis heute das weltweit wohl verbreitetste Schmerzmittel – aber auch eine Droge.
Der unreife Mohn unterliegt in Deutschland dem Betäubungsmittelgesetz.

Alle Milchsaft enthaltenden Teile, besonders die unreifen Samenkapseln, sind giftig.
Im Opium sind etwa 45 verschiedene Alkaloide (20-25%), u.a. Morphin (14-27%), Codein (ca. 1%), Narcotin und Papaverin enthalten sowie organische Säuren und Schleimstoffe.
In den unreifen Kapseln findet sich 0,1% Morphin, in den reifen Samen noch 0,01% Alkaloidreste

Die unreifen Mohnfrüchte wurden volksheilkundlich bei Krämpfen im Magen-Darm-Trakt und der Gallenwege verwendet.

1804 hat in Paderborn der Apothekergehilfe Friedrich Sertürner (1783 – 1841) aus Opium eine Droge gewonnen, die er nach Morpheus, dem griechischen Gott des Schlafes, „Morphium“ nannte.
Ganz in der Nähe von Amelungsborn hat Sertürner in Einbeck dann 1809 eine eigene Apotheke eröffnet, später übernahm er die Rathsapotheke in Hameln.

Bei einem Besuch des westfälischen Freilichtmuseums in Detmold bestellte der Verfasser im Museumsgasthaus eine Portion „Kartoffelsuppe mit lippischem Kaviar“. Er war neugierig, wie die als äußerst sparsam geltenden Lipper mit einer solch teuren Zutat umgehen würden. Serviert wurde ihm eine köstliche Kartoffelsuppe. Diese war garniert – mit schwarzem Mohn!

 

Achtung! Von unkontrollierter Selbstmedikation mit Schlafmohn wird dringend abgeraten!

Text und Fotos: Familiare Joachim Franke