September

Abb. 1: Einzelne Blüte

Knallig gelb, aufregend einladend – So stellt sich die Gewöhnliche Nachtkerze den Insekten dar.

Die Gewöhnliche Nachtkerze 

Oenothera biennis, Nachtkerzengewächse, Onagraceae, zweijährig

 

In diesem Monat wird eine Pflanze vorgestellt, deren ursprüngliche Heimat nicht (wie bei vielen der bisher gezeigten Gewächse) der Mittelmeerraum oder Vorderasien ist, sondern Nordamerika.
Anfang des 17. Jahrhunderts kam die Gewöhnliche (oder Gemeine) Nachtkerze von dort nach Europa. Ihr Vorkommen ist 1623 in der Nähe von Paris bezeugt, in Halle (Saale) einige Jahre später 1668.
Ursprünglich war sie als Zierpflanze für die Gärten gedacht, jedoch verwilderte sie hierzulande schnell.

Ihren deutschen Namen hat sie von ihrem straff aufrechten Wuchs (vgl. die Bezeichnung der „Königskerze“).
Dass sich die frischen Blüten erst am späten Nachmittag auftun und über Nacht weit geöffnet bleiben, hat ihr den Zusatz „Nacht“-kerze eingebracht.

Die Blüten der Gewöhnlichen Nachtkerze sind auffallend leuchtend gelb. Sie bestehen aus vier Blütenblättern und sitzen in den Winkeln der Tragblätter.
Der zweite Bestandteil des biologischen Namens „biennis“ verweist auf die Zweijährigkeit der Pflanze.
Im ersten Jahr wird auf dem Boden eine Rosette mit einer Pfahlwurzel gebildet. Diese kann als Gemüse zubereitet werden und gilt als vorzügliche , stärkende Krankenkost. Im zweiten Jahr erwächst aus der Rosette der 100 bis 150 cm hohe Blütenstand. Bei günstigem Standort kann er sogar 200 cm erreichen.

Abb. 2: Ganze Pflanzengruppe
Abb. 3: Drei Zustände

Die Gewöhnliche Nachtkerze ist mit fast jedem Boden zufrieden. Mit mageren Sandböden, Eisenbahntrassen, Schuttplätzen kommt sie gut zurecht. Diese Eigenschaft teilt sie mit ihren Verwandten, den europäischen Weidenröschen, die im Hoch- und Spätsommer am Rande des nahen Sollings reichlich zu finden sind.
In Amelungsborn hat sich die Nachtkerze an der Einfriedung des Klostergartens festgesetzt, aber auch an der Steintreppe vom Gartengelände hinauf zur Kantorey.

Wer die Nachtkerze in der Vase als Heimschmuck verwenden möchte, hat an ihr keine Freude. Die Blüten sind zwar zahlreich, ihre Schönheit ist jedoch von nur kurzer Dauer. Meist schon am nächsten Tag sind sie verblüht.

Man kann die drei Blütenzustände oft gleichzeitig beobachten: Die Blütenknospen, Blüte, eingefallene Blüten.

Die Inhaltsstoffe der Nachtkerze sind:
Im Kraut: Gerbstoff, Phytosterole, Harze und Zucker. Die Triglyceride des Öls bestehen zu ca. 70 % aus Linol- und zu ca. 12 % aus Linolensäuren.

Besonders das aus Samenkörnern gewonnene und sehr kostbare Öl wird heilkundlich verwendet. In Kapselform wird es gegen Neurodermitis, Arteriosklerose und auch gegen das Fortschreiten der Symptome der Multiplen Sklerose (polymyelitis disseminata) eingesetzt.

Schon bei der Erkundung Nordamerikas wurde beobachtet, dass manche Indianerstämme Hautausschläge mit einem Brei aus zerstampften Nachtkerzensamen behandelten.

Achtung! Von unkontrollierter Selbstmedikation mit der Gewöhnlichen Nachtkerze wird dringend abgeraten!

 

(Text und Fotos: Familiare Joachim Franke)