Februar

Hagebutte

Abb. 1: Hagebutten

Die Lust an Gärten ist in den letzten Jahren die Grundlage eines höchst erfolgreichen Zeitschriftenformats geworden. Mit Berichten etwa über selbst gefertigte Schlitten im Winter oder z.B. mit Anleitungen zur Gestaltung von Ostereiern in Batik-Technik im Frühjahr erreichen diese Journale derzeit hohe Auflagen.

Das sich darin äußernde Interesse aber zeigt, dass ein Garten stets ein öffentlicher Raum ist. Er ist für jedermann sichtbar und offenbart zugleich den Gestaltungswillen seines Schöpfers.

Die Schafe in dem dem Kräutergarten benachbarten Gehege scheint das nicht zu interessieren. Sie schauen neugierig auf das Gelände und die zur Winterzeit wenigen Besucher. Ihnen kann die Kälte nichts anhaben, sie sind durch ihre Wolle geschützt.

Abb. 2: Schafkopf

Gärten zu gestalten hat seit jeher die Fantasie beflügelt. 
Wir kennen Barockgärten nach französischem Vorbild (s. Hannover-Herrenhausen), englische Landschaftsgärten (s. Wörlitz), Bauerngärten (s. die Gärten im Freilichtmuseum Detmold), Klostergärten und natürlich die vielen Gärten an Häusern in Städten und Dörfern.
Alle Gärten aber hatten nie einen nur wirtschaftlichen Nutzen oder ästhetische Zwecke.  Sie sollten und sollen ebenfalls darstellen, wie ihr Gestaltungsherr die Natur und das Leben verstanden wissen wollte und will.

In seinen Lebenserinnerungen hat Joseph Freiherr von Eichendorff (1788 – 1857) die Gestaltung der Gärten der deutschen Adligen seiner Jugendzeit als Unterscheidungs- und Charakterisierungsmerkmal beschrieben (in „Erlebtes“: „Der Adel und die Revolution“).

Abb. 3: Neben dem Kräutergarten

Am Eingang zum den Schafen vorbehaltenen (aber dennoch besuchbaren) Teil des Amelungsborner Gartens ist ein Gedanke des Abtes Ludolf von 1332 angebracht:

„Der Garten ist ein Sinnbild für unseren Aufgang und Niedergang.
Bald entstehen wir, bald sterben wir, mal sind wir Blüte, bald sind wir verwelkt und Schatten.“

Die Worte des Abtes rufen in Erinnerung, dass über die Gedanken der Vergänglichkeit hinaus der Garten ein theologisch hoch besetzter Ort ist:

– Der Garten Eden war der von Gott dem Menschen gestiftete Lebensraum,
– der Garten war der Ort des Sündenfalls, da der Mensch das ihm zugedachte Paradies verwirkte.
– Der Garten Gethsemane war dann der Ort, da Jesu Leidensweg zur Erlösung der Menschen eingeleitet wurde:
   “Mein Vater, ist’s möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst.“
– Der Garten, in welchem Jesu Grab lag, war der Ort der Auferstehung, der Ort des Sieges über den Tod.

Abb. 4: Meditationsstation im Schafgehege

Nicht jeder Garten, aber jeder Klostergarten trägt diese Gedanken in sich.

(Text und Fotos: Familiare Joachim Franke)