Das knotig verdickte Rhizom hat einen Durchmesser von 5 bis 9 mm. Von der weißen Farbe dieses Wurzelstocks hat die Pflanze ihren Namen „Weißwurz“.
Die Knoten und Vertiefungen im Rhizom sind mit Fantasie als „Siegel“ zu deuten. Der Name „Salomonssiegel“ stellt eine Verbindung zum altjüdischen König Salomo her, der (der Fama folgend) mithilfe dieser Zauberpflanze einen dem Tempelbau hinderlichen Felsen losgesprengt haben soll. Diese Verbindung lässt sich von der Bibel allerdings nicht herleiten.
In den Monaten Juli bis September reifen die Früchte von grünen zu tief dunkelblauen mit einem zarten Reif überzogenen Beeren, die einen Durchmesser von 7 bis 9 mm haben.
Die Inhaltsstoffe der Vielblütigen Weißwurz sind Steroidsaponine und Flavonoide. Alle Pflanzenteile sind giftig, insbesondere die Beeren.
Vergiftungen mit ihr sind von Schwindel und Brechdurchfall begleitet.
Wegen ihrer Harn treibenden Effekte wurde die Weißwurz früher bei entsprechenden Beschwerden eingesetzt, in der Volksheilkunde bei Magenbeschwerden, Gicht und Rheuma.
Auch die Schleim lösende Wirkung wurde genutzt, desgleichen die antibakterielle.
Heute findet sie äußerlich Verwendung als Breiumschlag bei Prellungen und Blutergüssen.
Der Wurzelstock der Vielblütigen Weißwurz gilt als die „Springwurz“ der Sage, die die Kraft hat, verschlossene Türen zu öffnen, Felsen zu sprengen sowie verborgene Quellen zu finden und die nur vom Specht gefunden wird:
Der Schwarzspecht ist ein Kräutermann,
Kennt manches Zauberkraut im Tann,
Das im Verborgnen sprießet.
Er hält ob einer Wurzel Wacht,
Die alle Schlösser springen macht
Und jede Tür erschließet.
(Rudolf Baumbach, 1840 – 1905 )
Achtung! Von unkontrollierter Selbstmedikation mit Salomonssiegel wird dringend abgeraten!
(Text und Fotos: Familiare Joachim Franke)