November

Der Klosterfriedhof

Abb.1: Der Friedhof

Der Klostergarten mit seinen Kräutern, mit seinen Symbol- und Färberpflanzen ist ein Ausdruck großer Vitalität.

Aber auch er ist den Gesetzen von Werden und Vergehen unterworfen.
Im November tritt die winterliche Vegetationsruhe ein, der nur wenige Pflanzen eine Aktivität abtrotzen, und die bis in den März andauert.

Dem Kräutergarten im Süden der Kantorey  steht der mit einer Steinmauer eingefasste Friedhof im Norden der Klosterkirche gegenüber.

Der Zugang ist durch eine Maueröffnung gegenüber der „Totentür“ im Norden des äußeren Klosterganges möglich.

Abb. 2: Grab von Abt Mahrenholz

Im Innern der Klosterkirche befindet sich die „Totentür“ genau gegenüber jener Tür, die einst zum Schlafraum, dem Dormitorium, führte.
So sind in einer geistlichen Symmetrie die „Tür zum zeitlichen Schlaf“ (= zum Dormitorium) und die „Tür zum ewigen Schlaf“ (= zum Friedhof) einander zugeordnet.

Wenige Male nur wird die „Totentür“ geöffnet.
Jeweils dann, wenn nach der Trauerfeier in der Kirche ein Mitglied der klösterlichen Familie auf den Friedhof getragen und dort beigesetzt wird.

Auf dem Klosterfriedhof von Amelungsborn befindet sich u.a. die Grabstätte von Christhard Mahrenholz, dem ersten Abt nach der „Großen Vakanz“ von 1912 bis 1960, in der kein Abt eingesetzt war.

Christhard Mahrenholz hat 1960 das Amt des Abtes übertragen bekommen und sogleich begonnen, das klösterliche Leben in Amelungsborn wieder zu beleben.

Abb.3: Stele

Er stellte dem Konvent aus fünf Theologen und einem Juristen die Familiaritas zur Seite, die seitdem das klösterliche Leben im Sinne einer Bruderschaft am Leben erhält.
Damit hat er dem Kloster Impulse gegeben, die weit in die Zukunft reichen.

Ein Stein der ruhevollen Besinnung auf das Thema der Vergänglichkeit ist die Stele, die im Zentrum des Klosterfriedhofs steht. Sie bildet einen Kontrapunkt zur aufragenden Klosterkirche.

Gottesdienstbesuchern aber auch Pilgern ist der Klosterfriedhof von Amelungsborn eine Metapher, die Form gewonnen hat und Gestalt geworden ist: So nahe sind wir dem Tod. Und so nahe ist die Auferstehung.

Text und Fotos: Familiare Joachim Franke