Dezember

Abb.1: Krippe (Gesamtansicht)

Drei spirituell gestaltete Gärten befinden sich im Kloster Amelungsborn:
Der Kräutergarten südlich der Kantorey,
der Meditationsgarten im Osten und Südosten der Klosterkirche (s.a. den Beitrag vom Februar 2012) und
der Friedhof nördlich der „Totentür“ der Klosterkirche (s.a. den Beitrag vom November 2012).

Ein vierter Garten aber erscheint noch im Weihnachtsfestkreis des Kirchenjahres vom 1. Advent bis Lichtmess (2. Februar): Die gestaltete Weihnachtskrippe in der St. Gangolfkirche des Klosterdorfes Golmbach.

Die Golmbacher Krippe ist als Paradiesgärtlein gestaltet. Sie kündet im Advent schon Weihnachten an, das die Heilstat Gottes verkündet „Heut schließt er wieder auf die Tür zum schönen Paradeis“ (= EG 27, 6).

Abb.2: Ochs und Esel

Weihnachtskrippen und ihre Vorläufer gab es bereits in der Frühzeit der Kirche.
Allerdings waren damals nur das Jesuskind mit Ochs und Esel abgebildet. So wurden die in den Geburtsgeschichten nach Matthäus und Lukas nicht erwähnten Tiere theologisch gedeutet:

Der Prophet Jesaja hatte Jahrhunderte vor Jesu Geburt gesagt: „Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn; aber Israel kennt’s nicht und mein Volk versteht’s nicht.“ (Jes. 1, 3)

Abb.3: Die Heilige Familie

Das sei schon damals ein Hinweis darauf gewesen, dass Jesu Sendung von der Mehrheit des Gottesvolkes nicht als das verstanden wurde, was sie war, nämlich ein  heilschaffendes Geschenk Gottes an die Menschen.
So wird bereits in der Darstellung der Geburt Jesu auf sein Kreuz hingewiesen. In der Literatur unserer Tage wurde dieser Zusammenhang öfter dadurch beschrieben, dass das Holz der Krippe mit dem Holz des Kreuzes einen gemeinsamen Ursprung habe.

Erst später, im Mittelalter, kam zu der Darstellung Jesuskind + Ochs + Esel Maria dazu. Noch später auch Josef. Die Heilige Familie wurde also im Laufe der Zeit komplettiert.

Auch die Hl. drei Könige (die Quelle Matthäusevangelium erwähnt lediglich „Weise“ in unbestimmter Anzahl) sind erst seit dem frühen Mittelalter bildlich bezeugt.

Einen nicht zu unterschätzenden Impuls für die Ausbildung einer geradezu „Krippen-Frömmigkeit“ bewirkte der Hl. Franz von Assisi: 1223 stellte er im Wald von Greccio die Geschichte der Geburt Jesu mit lebenden Tieren nach. Seine Waldchristnacht war allerdings nicht überall zu verwirklichen. Eine Nachahmung mit verkleinerten Figuren setzte sich aber durch.

Abb.4: Hirten und Könige

In Italien entwickelte sich eine Hochkultur der Krippengestaltung durch Figuren.
Das lässt sich in den vielen Krippenmuseen Europas anschauen, besonders eindrücklich im Bayerischen Nationalmuseum in München, das eine Vielzahl von Krippen u.a. aus Italien (besonders Neapel) und aus der Alpenregion birgt.

Der Reformation in Deutschland mit ihrer grundsätzlichen Skepsis gegen das Visuelle waren Weihnachtskrippen eher fremd.

Nach der Reformation bemühten sich vor allem Jesuiten und Franziskaner, mit Krippen und Krippenfiguren den Altglauben an die Hl. Maria, den Hl. Josef und die Hl. drei Könige neu zu festigen.

Erst im Pietismus, der wieder erwachten persönlichen Frömmigkeit im Protestantismus, wuchs eine Hochschätzung der Weihnachtskrippen. Freilich wurde die Krippengestaltung nicht sosehr mit der Hl. Familie verbunden, sondern mehr mit dem Paradiesgarten. Den Hirten als erste Zeugen des Heilsgeschehens wurde besondere Aufmerksamkeit zuteil: „Der Heiland ist geboren! Das ist für Dich geschehen!“ war die Nachricht an sie – und an die frommen Betrachter.

Es hat immer wieder Weihnachtskrippen gegeben.
Die Materialien der Figuren reichen von Holz. gebranntem Ton, Pappmaché bis Kunststoff.
In der Krippenausstellung in der Holzmindener Lutherkirche 2009 war sogar eine aus Bienenwachs geformte Krippe dabei.

Durch die Jahrhunderte wurden Krippen an die Gegebenheiten der jeweiligen Region angepasst und Materialien aus der Region verwendet.
In Golmbachs Krippe sind das neben dem Holz für den Stall und dem Ton der Figuren das reichliche Moos. Es leuchtet auch im Winter, als würde es von einem außerhalb der Szene scheinenden Licht bestrahlt.

So haben an allen Enden der Erde seit über tausend Jahren Christen ausgedrückt, dass Jesus Christus nicht in einer fernen Zeit jenseits des eigenen Lebens als der Heiland zur Welt kam, sondern immer im eigenen Dorf, in der eigenen Welt, im eigenen Leben.

Werner Bergengruen hat das in dem wunderschönen Gedicht ausgedrückt, dessen erste Strophe lautet:


Wärst du, Kindchen, im Kaschubenlande,
Wärst du, Kindchen, doch bei uns geboren!
Sieh, du hättest nicht auf Heu gelegen,
Wärst auf Daunen weich gebettet worden!


(Text und Fotos: Familiare Joachim Franke)