Ein Rundgang durch den Klosterbezirk

Liebe Besucherin, lieber Besucher!

Wir begrüßen Sie mit dem Gruß der Zisterzienser:

Die Pforte steht offen, noch weiter das Herz.
Porta patet, cor magis.


Diese Seite soll Ihnen bei der Erkundung des Klosterbezirks helfen. Für die Besichtigung der Kirche steht Ihnen eine gesonderte Handtafel zur Verfügung, die wir Sie bitten, nach Ihrem Rundgang zurück zu legen. Danke.

Der Rundgang

Das Klostergut und der innere Klosterbezirk werden durch eine 2,5 km lange Steinmauer aus dem 14. Jahrhundert eingefasst. Der Gutshof mit seinen Ländereien gehört seit der Reformationszeit einer Stiftung (Braunschweigischer Kulturbesitz, Braunschweig). Er ist verpachtet.


Der innere Klosterbezirk ist Eigentum des Klosters Amelungsborn (Körperschaft des öffentlichen Rechts) und wird von Abt und Konvent verwaltet. Das Kloster
liegt im Kirchenkreis Holzminden-Bodenwerder und gehört zur Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers.


Kämpfe in der Schlussphase des Zweiten Weltkriegs zerstörten am 8. April 1945 große Teile der Kirche sowie die wertvollen Glasmalereien des späten 14. Jh.
im Chor. Erst 1954 konnte mit dem Wiederaufbau begonnen werden. Er fand 1959 seinen Abschluss.

• Den inneren Klosterbezirk betreten Sie durch das gotische Torhaus (1). Heute befindet sich hier die Wohnung der Küsterfamilie.


• Sie gehen auf den ehemaligen Mönchsfriedhof (2) zu. Durch die Totenpforte geleiteten die Brüder ihre Entschlafenen. Auf dem Kirchhof werden  Klosterangehörige bestattet.


• Ein Blick von hier auf die Klosterkirche St. Marien lohnt: Aus der ersten Bauperiode der Mönche stammen das basikale Langhaus und Teile des Querhauses.
Der romanische Teil hat wenige kleine Fenster. Abt Engelhard (1355-1371)  errichtete den neuen gotischen Chor. Hohe schmale gotische Fenster in den Seitenschiffen dokumentieren den Zeitgeschmack.


Sie entdecken das Hauptportal der Gemeindekirche der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Amelungsborn (3).


• Das Portal des Haupteingangs mit seiner abgestuften Rahmung wird an beiden Seiten von Halbsäulenvorlagen begleitet, die oben mit einfachen Kapitellen enden. Diese Bauelemente stammen von einer zweigeschossigen Halle, die eine  Abtskapelle sowie eine Gerichtsstube enthielt. Die Rechts- und Verwaltungshoheit übte der Abt aus. Diese Kapelle wurde 1840 abgebrochen.


Der neue, 32 m hohe Dachreiter, ist aus COR-TEN-Stahl. Am 6. Februar 2016 fand das Richtfest, am 11. Juni der Festgottesdienst zur Turmweihe statt.
Der barocke Dachreiter, ein geschweifter Helm mit Laterne von 1684, musste aus Sicherheitsgründen am 17. Dezember 2007 abgetragen werden.

Gehen Sie bitte weiter um den Ostteil der Klosterkirche herum, vorbei an dem 1332 erbauten Abtshaus (4) und dem Schober (5).

• Vor Ihnen liegt die Kantorey (11), die als Rektor- und Kantorhaus im 16.  Jahrhundert gebaut wurde und heute drei kleine Wohnungen, den Berno-Saal sowie Gästezimmer enthält. Dahinter liegt der nach mittelalterlichem Vorbild gestaltete
Klostergarten (12) mit Heil-, Kräuter-, Gewürz- und Symbol-Pflanzen.

Sie erreichen einen Rest der mittelalterlichen Klausur, das so genannte „Eishaus“ (10). Hier befindet sich jetzt die Neue Bibliothek des Klosters.
In wenigen Schritten sind Sie
   
• auf dem nachgebildeten Kreuzgang (6) mit der romanischen Brunnen-
schale (7).

• An der Westseite des Kreuzgangs, der im 19. Jahrhundert abgebrochen wurde, befanden sich die Bauten der Laienbrüder (Konversen). Vorhanden ist dort der „Stein“ (8) aus dem Jahr 1504. Wir nennen ihn heute Abtei, weil sich hier Kapitelsaal, Refektorium, St. Bernhard-Kapelle (Winterkirche) sowie Gästezimmer befinden.

• In dem 1560 erbauten Wirtschaftsgebäude (9), das wir Brauhaus nennen, befinden sich heute Gästezimmer der Tagungsstätte Amelungsborn. Sie hält rund 40 Plätze vor.

Zur Geschichte

In der frühen Kirche unterschied man allein lebende und gemeinschaftlich lebende Eremiten. Aus ihren Einsiedeleien entstanden später oft Ordensgemeinschaften, Klöster oder auch Ortschaften.

Im Jahr 529 wurde das Kloster „Monte Cassino“ in Italien von Benedikt von Nursia erbaut. Es wurde das Mutterkloster aller Benediktinerklöster, deren Mönche nach den Klosterregeln des heiligen Benedikt leben. Diese Regel gilt bis heute auch für die Zisterzienser, die ein Reformorden der Benediktiner sind.

Bernhard von Clairvaux, Abt, Kreuzzugsprediger und Mystiker, war einer der bedeutendsten Mönche des Zisterzienserordens, für dessen Ausbreitung über ganz Europa er verantwortlich war.

Im Kloster Cluny war die ursprüngliche Einfachheit der monastischen Lebensweise und das Ideal, von der eigenen Hände Arbeit zu leben, abhanden gekommen.
Robert von Molesme gründete deshalb mit anderen reformbereiten Mönchen 1098 Cîteaux. Es entstand aus der als Reform innerhalb des Benediktinertums gedachten Neugründung ein neuer Orden mit einer eigenen Liturgie.

Von Cîteaux ausgehend wurden zwischen 1113 und 1115 die vier Primarabteien La Ferté, Pontigny, Morimond und Clairvaux gegründet. Die meisten deutschen  Filiationen entstanden durch Morimond, z. B. die Klöster Kamp (1123), Walkenried (1129), Volkenroda (1131), Amelungsborn (1135) und 1146 Michaelstein.

Skizze zum Rundgang durch den Klosterbezirk