Ein Rundgang durch die Klosterkirche St. Marien

Herzlich willkommen in unserer Klosterkirche! Schön, dass Sie uns besuchen.
Wir hoffen, Sie entdecken diesen Raum für sich.

Wir laden Sie ein, Ihren Rundgang vom Standort A unter der ehemaligen Orgelempore zu beginnen. Falls Sie Zeit haben, setzen Sie sich bitte und lassen Ihre Augen schweifen. Sie haben beim Eintreten das geheimnisvolle Halbdunkel wahr-
genommen, das das schlichte romanische Langhaus umfängt.
Das Nebeneinander von romanischem Westteil und gotischem Chor vermittelt schön den Geist der beiden Stilarten. Der Stützenwechsel wirkt streng und monumental. Den Erbauern war dies asketische Ideal wichtig. Die Pfeiler und Säulen sind untereinander je völlig gleich gestaltet. Man könnte sie als die „steinernen Begleiter einer feierlichen Prozession zum Altar“ bezeichnen.


Gehen Sie in das südliche Seitenschiff zum Standort B in der Vierung, vorbei an dem Epitaph des ersten evangelischen Abtes Andreas Steinhauer († 1588). Die Vierung ist ein bedeutender Schnittpunkt. Hier treffen sich die beiden horizontalen Achsen des Gebäudes, Nord und Süd, Ost und West fallen in einem Punkt zusammen. Im Langhaus befand sich das Chorgestühl der Mönche. Sieben Mal am Tag trafen sie sich zum Gotteslob, beteten, sangen, hörten und schwiegen. An dieser Stelle gewinnen sie eine Vorstellung, wie die Mönche aus dem Slaphus (Dormitorium), Bereich hinter der Orgel, die Treppe hinunter gingen mit dem Blick auf die Totentür, sich zum Sanctuarium (Hoher Chor) nach rechts wandten, um ihre Plätze im Chorgestühl einzunehmen. Es war in der Blütezeit für etwa 90 Personen angelegt und ist leider nicht erhalten. Mit den Mönchen beteten in der Regel morgens und abends die Laienbrüder (Konversen) hinter einem Lettner, der sich etwa in Höhe der Kanzel befand. Er bestand aus einem Altar, der nördlich und
südlich von Schranken flankiert war.


Die Kanzel mit den vier Evangelisten stammt aus dem Jahr 1959. Auf dem  Gemeindealtar ist ein zeitgenössisches Meditationskreuz zu bewundern. Über Ihnen befinden sich gotische Gewölberippen mit Plaketten der Symbole der Evangelisten
und dem Lamm Gottes.

Wir laden Sie ein, das Sanctuarium, den Hohen Chor zu betreten. Den Erbauern war für diesen besonderen Raum wichtig: Wenn wir mächtigen Menschen etwas unterbreiten wollen, wagen wir es nur in Demut und Ehrfurcht. Um wie viel mehr
müssen wir zum Herrn, dem Gott des Weltalls, mit aller Demut und lauterer Hingabe flehen
(Benediktus-Regel 20, 1-2). Standort C. Das besondere Ausstattungsstück ist der Dreisitz (Levitenstuhl) aus heimischem Sandstein. 3. Viertel 14. Jh. Prächtiger Steinaufbau mit Maßwerk, Wimpergen und Tabernakel-Fialen. Links steht der Heilige Bernhard mit Buch und Hirtenstab mit einer Tonsur.

Hier saßen einst die Zelebranten der Messe. Heute sitzen hier bei festlichen Gottesdiensten die Liturgin oder der Liturg sowie Assistenten. Die Sitzwangen zeigen figürliche Darstellungen der Tugenden der Mönche. Von links Frömmigkeit; Mut (der tapfere Simson); Schlauheit (Fuchs); Schweigen (Blattwerk). Bitte schauen Sie zu den Chorpfeilern empor. Sie erkennen Menschen und Tierwesen (z. B. Adam und Eva).

Auf Ihrem Weg zum Standort D kommen Sie am Grabmal des Grafen Hermann von Everstein († 1350) und seiner Frau Adelheid von Lippe vorbei.

Auf der Rückseite des Dreisitzes sehen Sie drei Felder mitflachen, figürlichen und ornamentalen Reliefs: in der Mitte einen hohen, reich gegliederten Maßwerkaufbau, über zwei Spitzbögen eine prächtige Rose, aus Vierpässen gebildet. Tabernakelartige Gebilde mit Fialen zeigen einen bärtigen Kopf mit Judenhut und einen gekrönten Frauenkopf: Hinweis auf Synagoge und Kirche, Judenheit und Christenheit.

Das linke Feld zeigt den Apostel Jakobus d. Ä. als Pilger (Muschel). Im rechten ist die Erscheinung Christi vor zwei Männern, deren linker mit Heiligenschein und  Schriftband („Ich sehe den Herrn im Himmel“) als der Märtyrer Stephanus gekennzeichnet ist.

Sie entdecken den Taufstein von 1592. Er war für die Gemeindekirche der Klosterdörfer nötig und wurde vom Corveyer Abt und der lüneburgischen Familie Töbing gestiftet.

Christhard Mahrenholz hat den Öffnet internen Link im aktuellen FensterThomas-Altar in Auftrag gegeben. Er wurde von Erich Klahn (1901-1978) geschaffen. Dieses dreigeteilte Gemälde (Triptychon) diente seiner privaten Frömmigkeit. Es ist eine Leihgabe der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz. Darüber befinden sich heute die wertvollen
Glasscheiben aus dem ehemaligen Fenster über der Totentür, eine Stamm Jesse-Darstellung. Das große Ostfenster wurde von der Stadt Holzminden gestiftet. Es zeigt Szenen aus dem Leben Jesu Christi. Literatur zu beiden Fenstern finden Sie auf dem Pult vor dem Taufstein.

An den Außenwänden befinden sich romanische Handwaschbecken (Piscinen), die den Priestermönchen an den Seitenaltären im Umgangschor bei ihrer Messfeier dienten.

Die Memorienplatte im nördlichen Umgangschor erinnert an die „Amelungsborner Väter“ und heute auch an unsere verstorbenen Mütter und Väter. Hier befindet sich an der Wand die Grabplatte von Abt Andreas Steinhauer (1555-1588).

Durch die Totentür trugen die Mönche ihre heimgerufenen Brüder auf den Klosterfriedhof.

Schriften aus dem Kloster und Erzeugnisse der Klosterküche bieten Ihnen gern Klosterküster Ulrich Marx und Wirtschafterin Hedda Arnold an.

Wir wünschen Ihnen eine behütete Zeit und sagen:
Auf Wiedersehen im Ev.-luth. Zisterzienserkloster Amelungsborn!
Den Weg des Friedens führe dich Gott der HERR.
Sein heiliger Engel leite dich,
dass du heimkehrst mit Freuden.

Skizze zum Rundgang durch die Klosterkirche
Skizze zum Rundgang durch die Klosterkirche