Epitaph und Gruftplatte für Abt Steinhauer

Epitaph und Gruftplatte für Abt Steinhauer
Epitaph und Gruftplatte für Abt Steinhauer

Andreas Steinhauer,  geboren 1512 in England (London?), Studium in Köln, wird 1538 Zisterziensermönch in Bredelar, 1551 Prior in Amelungsborn und 1555 daselbst Abt. Der Amelungsborner Konvent wird 1568 evangelisch-­lutherisch. Steinhauer heiratet 1572 Margarete Peinen aus Stadtoldendorf. Er stirbt 13. oder 31. Juli 1588.
An diesen letzten altgläubigen und ersten evangelischen Abt erinnert der einzige komplette Satz von Epitaph und Gruftplatte in der Amelungsborner Klosterkirche.

Das Renaissanee-Epitaph aus rotem Sandstein, 248,5 x 154 cm (jetzt an der romanischen Südwand) zeigt Steinhauer lebensgroß reliefiert in einer mit Beschlag- und Rollwerk verzierten Pfeilerarkade im Gelehrtengewand, eine Bibel in Händen. Links ragt ein Kruzifix aus einem Totenschädel hoch auf, darunter befindet sich auf einer Kartusche unter einer Bischofsmütze vor gekreuzten Abtsstäben der geschachtete Schrägbalken der Zisterzienser mit Bischofsstab, rechts oben eine ebensolche Kartusche mit dem Abtswappen: ein vom Bischofsstab durchbohrtes, schlangenumwundenes Herz, rechts unten eine Kartusche mit Eule in einem Stöckchenkäfig als Sinnbild der 1569 eingerichteten Klosterschule..

Das das Epitaph umlaufende Scbriftband lautet:

Anno Domini 1588 die 31Julii placide obiit reverendus pater et doctissimus vir dom. Andreas Steinhower Anglus, qui abbatis officio in hoc monasterio laudabiliter annos 33 functus est, cuius corpus hic in pace requiescit. Amen.

(Am 31. Juli im Jahr des Herrn 1588 ist der verehrte Vater und höchst gelehrte Herr, Herr Andreas Steinhauer, ein Engländer, sanft entschlafen, welcher in diesem Kloster das Amt des Abtes 33 Jahre lang rühmlich verwaltet hat und dessen Leib hier in Frieden ruht. Amen)


Auf einer breiten Schrifttafel zu Füßen des Dargestellten ist zu lesen:

Anglia dat nobis Roma Luthere relicta urbem dum repetis Leucorea huncce virum Reginam Anglorum Hispanus qua classe fatigat quaque draco hane pellit sternit amara dies. Is quia Pontificis Romani dogmata pulso, accessit Christi vocibus astra ferit.

(England gab uns diesen Mann, als du Luther Rom verließest und dich nach Wittenberg begabst. Der Unheilstag, da der Spanier mit seiner Flotte die englische Königin bedrängte und der Teufel jene vertrieb, nahm ihn dahin. Er wird zu den Sternen aufsteigen, weil er des römischen Papstes Lehren austrieb und sich Christi Worten zuwandte.)

Die sehr schlichte, stark abgetretene Gruftplatte des Abtes wurde 1965 wieder entdeckt und im nordöstlichen Chorumgang aufgestellt. Von der Beschriftung hat sich nur ein Satz erhalten:

Ossa quae hic tegit cippus junI Andreae Steinhower …  (Die Gebeine, die diese Gruftplatte bedeckt, sind die des Andreas Steinhauer ...)

H.W.Göhmann 2005

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