Johanniskraut oder Hartheu (Hypericum perforatum)

Johanniskraut oder Hartheu
Johanniskraut oder Hartheu

Johanniskraut trägt auf zweikantigem Stengel, der sich im oberen Drittel verästelt, gelb-grüne ovale Blätter und goldgelbe Blüten in endständigen Trugdolden, die mit gelben oder schwarzen Flecken von durchscheinenden Öldrüsen und Streifen übersät sind. Bis 70 cm hoch, ist es in Europa, Nordafrika und Westasien an Wald- und Wegrändern, Trockenhängen und auf Ödland zu finden, neuerdings wird es auch weltweit angebaut. Der Schnitt erfolgt zu Beginn der Blütezeit (Juni bis August). Es ist seit der Antike als Heil- und Zauberkraut bekannt. Das Mittelalter nannte es nach Johannes dem Täufer. An dessen Namenstag (24.6.) wurde es gesammelt und in Olivenöl eingelegt, das sich alsbald blutrot verfärbte: Erinnerung an den Märtyrertod des Heiligen. Im Haus verteilt oder ins Feuer geworfen, sollte es böse Geister und den Tod vertreiben, die Ernte bewahren und den Segen des hl. Johannes erbitten.

In der Volksmedizin wurde Johanniskraut bei Verdauungsstörungen, Leber- und Galleleiden gegeben. Tatsächlich wirkt es adstringierend, lokal antiseptisch und analgetisch, beruhigt die Nerven, hemmt Entzündungen und fördert Heilprozesse. Moderne Forschung hat es vor allem als Antidepressivum in leichten bis mittel schweren Fällen bestätigt. Wirkstoff ist das rote Hypericin (0,1 %). Unkontrollierter Verzehr von Pflanzenteilen oder Auszügen ist allerdings schädlich, da er die Haut gegen Sonnenlicht sensibilisiert und dadurch Sonnenbrand, Hautentzündungen und Temperaturabfall hervorruft.
Johanniskraut wird schon bei Dioskurides (1. Jahrh. n.Chr.) erwähnt. Es findet sich in allen mittelalterlichen Kräuterbüchern, z.B. bei Leonhart Fuchs (1501-1566): "St. Johanniskraut mit Blumen und Blättern gesotten und getrunken treibt den Harn. In Wein gesotten und getrunken vertreibt es das Fieber. " Paracelsus nannte es das beste Mittel zur Wundheilung., und Pfarrer Kneipp (1821-1897) schätzte es als "herrlichen Balsam gegen Anschwellungen, Hexenschuß und Gichtverrenkungen."
Natürlich fehlte Johanniskraut, in der Natur gesammelt, in keiner Klosterapotheke.


HWG 2003

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