Jakobus der Ältere

Jakobus der Ältere
Jakobus der Ältere

Die Rückwand des Amelungsborner Levitenstuhls aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, durch hervortretende Wangen in Form von Strebepfeilern in 3 Felder geteilt, ist von flachen, nur angedeuteten bildlichen Ornamenten fast ganz überzogen, darunter die Abbildungen dreier Heiligenfiguren, bei denen es sich offensichtlich um Aposteldarstellungen handelt. Zwei befinden sich im unteren Teil des rechten Segments, bärtig und mit wallenden Gewändern, der linke zusätzlich mit Heiligenschein und Spruchband (video domin i celo). Bei diesen Dreien muß es sich zur Zeit ihrer Darstellung um in Amelungsborn besonders geschätzte Patrone des Klosters gehandelt haben.
Nur die Figur des Apostels Jakobus d.Ä. im linken Feld lässt sich eindeutig bestimmen. Mit Heiligenschein und Buch in der Linken - den Attributen der Apostel, einer Muschel auf der rechten Seite seines langen Mantels als Pilger gekennzeichnet, steht er barhäuptig und barfüßig unter einer Maßwerkwimperge.
Jakobus d.Ä., der Sohn des Zebedäus und der Maria Salome und Bruder des Apostels Johannes, war einer der zwölf Jünger Jesu, die auserwählt waren, das Evangelium zu verbreiten. Als Leiter der ersten christlichen Gemeinde in Jerusalem musste er spätestens Anno 44 unter Herodes Agrippa I. durch Enthauptung das Martyrium erleiden. Nach der weitgehenden Eroberung Spaniens durch die Muslime verfestigte sich in den christlich verbliebenen Teilen des Landes der Glaube, er habe in Spanien missioniert und sei nach seiner Enthauptung in einem Boot zurückgekehrt und an einem Ort namens Compostela bestattet worden. Anfang des 9. Jhs. wurde dort sein vermeintliches Grab gefunden: es entstanden der Jakobskult und eine der bedeutendsten Pilgerfahrten des Mittelalters "ad Sanctum Jacobum".
In der Amelungsborner Klosterkirche gab es noch 1576 einen Jakobusaltar. Da sich bereits im frühen Mittelalter der Brauch und schließlich die Vorschrift entwickelt hatten, Altären Patrozinien zuzuordnen und bei der Weihe Reliquien des Patrons in einem Sepulchrum einzuschließen, darf dieses auch für den Jakobusaltar angenommen werden. In dem Zusammenhang wird die Darstellung des Heiligen auf der Rückwand des Levitenstuhls verständlich.  
HWG 2002

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