Kanzelreste im Lapidarium (Kreuzgang)

Die Reste der ältesten bekannten Kanzel des Klosters werden im Lapidarium aufbewahrt: ein barocker rechteckiger Kanzelkorb aus Holz und zugehöriger eichener Pfosten. Standort war der südwestliche Vierungspfeiler. Die Schauseiten des Kanzelkorbs zeigten von links nach rechts auf flachen Relieftafeln allegorische Darstellungen: eine aus Wolken ragende Hand über bewaldetem Hügel; auf der Stirnseite ein 66 x 53 cm messendes Relief nach Jeremia 23,9 mit zuckenden Blitzen, die Felsen zerschmettern; und eine strahlende Sonne über einem Ährenfeld; dazu die erläuternden Inschriften: dirigit = Er lenkt, frangit = Er demütigt, laetificat = Er gibt reichlich.

Die Kanzel wurde wahrscheinlich zusammen mit dem Barockaltar, der 1835 abgebrochen, im Chorumgang gelagert und nach Restaurierung und Ergänzung fehlender Teile Anfang der 1960er Jahre als Leihgabe in der barocken, ehemaligen Franziskanerkirche in Vechta aufgestellt wurde, 1724 von Herzog August Wilhelm (1714-31) und dessen dritter Frau Elisabeth Sophie Marie von Holstein-Norburg gestiftet. Der Amelungsborner Pastor Herweg berichtet davon in seinem Haupt-Buch von 1750:

Die Canzel stehet an der linken Seite auf einem eichen Pfosten gegen den kleinen Altar und gegen die Amts-Priechen über; sie ist neu, inwendig vom tannen und auswendig vom Linnen-Holz mit Schnitzwerk; sie ist 6. Fuß lang, 3. Fuß breit und 3 ½. Fuß tief; der Fuß-Boden ist tannen. Die Canzel hat 3. Ecken; auf ieder Ecke ist ein Sinnbild geschnizzet ... Unten um die Canzel ist ein geschnitztes Laubwerk, oben mit grünem seiden Zeuge beschlagen, so aber sehr zurissen ist. Auf der Canzel befindet sich ein Sitz mit Winkel­Hespen versehen, so aufgeschlagen. Der Deckel über die Canzel ist vom Büchen- mit Linnen-Holz aber ausgeleget und ausgeschnizzet.

HWGöhmann 2003

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