Januar

Immergrün im Winter: Der Rosmarin

Abb. 1: Rosmarin (Detail)

Rosmarinus officinalis, Lippenblütler, Lamiaceae, Gehölz 

Wenn du dich schwach fühlst,
dann koche die Blätter des Rosmarin
und wasche dich damit, bis du glänzt.
Wenn du am Rosmarin riechst,
wird es dich jung erhalten
.   

(Banckes Kräuterbuch - 1525)

Wie viele der Lippenblütlerpflanzen des Kräutergartens stammt auch der Rosmarin aus dem Mittelmeerraum. Obwohl uralt, ist er erst im früheren Mittelalter als Heilkraut in die Klostergärten nördlich der Alpen gelangt. Im St. Gallener Klostergarten (gegründet etwa 920 n. Chr.) hatte er aber dann seinen festen Platz. In den Kräuterbüchern hernach ist er immer wieder genannt worden.

Dieser bei uns 50 bis 70 cm werdende Halbstrauch blüht von März bis Oktober (zuweilen darüber hinaus). Die Blüten sind meist hellblau, gelegentlich weiß, rosa oder violett. 
Er stellt keine hohen Ansprüche an die Bodenqualität. Warm und wasserdurchlässig sollte er aber sein. Auf Moorböden versagt der Rosmarin.

Sein Name kommt wohl aus dem Lateinischen: „ros“ + „marinus“ bedeutet „Meerestau“ und ist nachklassisch bereits die Bezeichnung des Rosmarinstrauches.
Im Volksmund sind auch andere Namen gebräuchlich: z.B. „Brautkraut“, „Kranzkraut“ und „Rosmarein“. Der Name „Weihrauchkraut“ belegt, dass in Zeiten der Weihrauchknappheit die hocharomatischen Blätter als Ersatz für Weihrauch verwendet wurden.

Abb. 2: Zweige und Blätter

Die Blätter des Rosmarin sind ca. 2 bis 3 cm lang und nadelförmig schmal lineal. An der Oberseite sind sie tiefgrün, an der Unterseite weiß bis grau behaart.

Der Rosmarin ist immergrün. Damit ist ein Problem angezeigt. Die größte Gefahr für Pflanzen im Winter in Mitteleuropa geht nicht von den kalten Temperaturen aus, sondern von einem speziellen Wassermangel: Der immer vorhandenen Verdunstung über die Blätter steht keine nötige Wasseraufnahme im gefrorenen Boden gegenüber. Es besteht die Gefahr des Vertrocknens. Die Pflanzen haben gegen diesen Umstand verschiedene Strategien: Die Koniferen haben Blätter in Nadelform entwickelt, deren Oberfläche möglichst wenig Feuchtigkeit abgeben. Andere werfen im Herbst die Blätter ab, so die Laubbäume und –sträucher, die den Standpunkt zu vertreten scheinen: Wo nichts ist, kann auch nichts verdunsten. Die dritte Gruppe rollt die Blätter zusammen und verringert so die verdunstungsanfällige Oberseite. Das machen die in den Gärten überall vorhandenen Rhododendren – und genauso unser Rosmarin.

Der Rosmarin symbolisiert in der Antike bis ins die Renaisssance die Liebe und Treue. Bevor sich Myrtenkränze durchsetzten, schmückten sich in Deutschland Bräute mit Rosmarin. (Vgl. die Bezeichnungen „Brautkraut“ und „Kranzkraut“.) 
Das Lied „Rosmarin“ aus der Sammlung „Des Knaben Wunderhorn“ ist von Robert Schumann, Johannes Brahms und anderen vertont worden.

Eine Legende sagt, dass die Blüten ursprünglich weiß gewesen seien. Die Gottesmutter Maria soll ihr blaues Himmelskleid auf einem Rosmarinstrauch zum Trocknen aufgehängt haben. So habe der Strauch seine blassblaue Blütenfarbe erhalten.

Die Inhaltsstoffe sind: Ätherisches Öl mit Terpenen, Campher, bitter schmeckenden Diterpenphenole, Lamieceen-Gerbsäure, Flavonoide und Triterpensäure.

Heilwirkung des Rosmarin:
Die Blätter werden innerlich bei Verdauungsbeschwerden eingesetzt, äußerlich zur Behandlung von Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises und bei Kreislaufbeschwerden. Das aus Rosmarin gewonnene ätherische Öl unterstützt die Therapie von rheumatischen Erkrankungen sowie der Hautdurchblutung bei Quetschungen und Verstauchungen.

Aus der Küche ist der Rosmarin als Gewürz nicht wegzudenken. Besonders in mediterranen Gerichten ist er anzutreffen. In der Mischung „Kräuter der Provence“ ist er einer der Hauptbestandteile.

Aber auch das echte „Kölnische Wasser“ enthält Rosmarinöl.

In Belgien sollen – so wird mehrfach als volkskundliche Nachricht berichtet – die Babies nicht vom Storch gebracht, sondern aus einem Rosmarienstrauch geholt werden.

Noch einen Blick in unseren Kräutergarten an einem schneefreien Wintertag. Die Beete sind von frostempfindlichen Gewächsen befreit, die Rasenbank winterlich bemoost. Der im Herbst erneuerte Flechtzaun an der Nordseite des Gartens und die graue französische Renette sind deutlich zu erkennen.

Achtung! Von unkontrollierter Selbstmedikation mit Rosmarin wird dringend abgeraten!

(Text und Fotos: Familiare Joachim Franke)

Abb. 3: Der Kräutergarten im schneefreien Winter