Lamm Gottes

Das Lamm ist das älteste und häufigste Christussymbol. Schon im Alten Testament gibt es das Passahlamm (Exodus 12+29). Es wird mit dem leidenden Gottesknecht ver­glichen (Jes 53) und erscheint schließlich im Neuen Testament an zahlreichen Text­stellen in der Offenbarung und im Johannes­evangelium (Joh 1,29), wo es als das Lamm Gottes (Agnus Dei) stellvertretend Jesus bezeugt, der durch seinen Sühnetod "die Sünde der Welt trägt". Seit dem 4. Jahrhundert wird das Lamm in der christlichen Kunst dargestellt, seit dem 6. Jahrhundert auch, wie es mit seinem Fuß den Kreuzstab als Siegeszeichen hält. Im Mittelalter weht am Stab häufig eine dreiteilige Osterfahne. In der Amelungsborner Klosterkirche ziert eine Darstellung des Agnus Dei den Schlußstein des das Querschiff überragenden Kreuzgratgewölbes, an den Rippen begleitet von Medaillons mit den Symbolen der Evangelisten. 

Lamm Gottes

Eine weitere Lamm-Gottes-Darstellung begrüßt den Eintretenden über dem Nordeingang des Steins, eines spätgotischen Fachwerkhauses aus dem frühen 16. Jahrhundert, das so bezeichnet wird, weil es in der Barockzeit auf 3 Seiten mit Haustein ummantelt wurde. Die Türöffnung des Gebäudes ist oben zwar mit einem waagerechten Sturz geschlossen,wird aber durch ein aufgesetztes gotisches Tympanon noch einmal bildhauerisch überhöht. Die schlichte Handwerkerarbeit zeigt das Lamm Gottes mit Siegesfahne, von zwei Blattornamenten flankiert.

Lamm Gottes

Es wurde mit großer Wahrscheinlichkeit von der 1860 abgebrochenen Abtskapelle nach hier transloziert, wobei Kanten sichtbar beschädigt wurden und die linke untere Ecke aus­gebrochen ist. Zudem wurde es an der neuen Stelle ohne architektonische Funktion in den alten Mauerverband eingefügt. Geblieben ist der symbolträchtigen Bauplastik ihre religiöse Ausstrahlung als bildliche Präsenz des gütigen Gottessohnes.
H.W.Göhmann 2006

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