Die Mariendistel

Mariendistel (Silybum marianum)
Mariendistel (Silybum marianum)
Quelle (beide Bilder): www.heilpflanzen-katalog.de

Die Mariendistel (Silybum marianum) wurde von kräuterkundigen Mönchen schon im frühen Mittelalter aus ihrer mittelmeerischen Heimat in die europäischen Klostergärten verbracht, von wo sie bald in die Bauern- und Apothekergärten gelangte und zu einem bedeutenden Volksheilmittel avancierte. Ihr medizinischer Gebrauch ist seit 2000 Jahren verbürgt. Die Mariendistel wird heute auch in den Amerikas und Australien kultiviert. Hildegard von Bingen im 12. Jahrhundert und das botanische Standardwerk „Gart der Gesundheit“ von 1485 empfehlen sie gegen Stechen im Leib, die meisten späteren Kräuterbücher auch gegen Blutsturz, bei Krämpfen, fliegender Hitze, entzündeter und verstopfter Leber, ja sogar Zahnschmerzen. Auch sollte ein Distelaufguss den Milchfluss der Ammen fördern. Erst der Arzt Rademacher (1772-1850) erkannte ihre zentrale Bedeutung als Leber­therapeutikum, dessen wichtigster Inhaltstoff, das in den Samen enthaltene Wirkstoffgemisch Silymarin, sich inzwischen in zahlreichen klinischen Erprobungen bei akuten wie chronischen Leberleiden schützend und regenerierend bewährt hat. Silymarin findet sich daher in zahlreichen pharmazeutischen Lebermedikamenten. Es gilt zudem als einziges wirk­sames Mittel bei Pilzvergiftungen. Die ein- oder zweijährige Pflanze kann bis 1,50 m hoch werden. Ihre grau-grünen, dornig gezähnten Blätter, die abge­brochen einen milchigen Saft absondern ("Milchdistel"), stehen wechsel­ständig an einem graden Stamm und an Stengeln, deren Spitzen im Juni ­August mit kugelförmigen, purpurroten Körbchenblüten besetzt sind, aus denen sich bald unter einer Haarkrone kleine, harte, glänzend schwarze Samen entwickeln. Die Legende weiß zu berichten, dass, als die Mutter Maria dem Jesuskind die Brust gab, Milch auf die Blätter einer Distel fielen und sich wie bei den im Amelungsborner Klostergarten wachsenden Pflanzen auf den Blättern als weiße Adern und Flecke abzeichneten. Daher und im Verein mit den zahlreichen Dornenpflanzen der Bibel kommt der Mariendistel ein hoher christlicher Symbolwert zu. 

H. W. Göhmann 2005

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