Signum Architecti ignoti

Abb.1: Steinmetzzeichen auf dem Amelungsbomer Taufstein von 1592; Abb.2: Steinmetzzeichen an der Normalrippe des mittleren östlichen Gewölbejochs der Klosterkirche, ca. 1350
Abb.1: Steinmetzzeichen auf dem Amelungsbomer Taufstein von 1592; Abb.2: Steinmetzzeichen an der Normalrippe des mittleren östlichen Gewölbejochs der Klosterkirche, ca. 1350

Seit dem 12. Jahrhundert pflegten Baumeister und die unter ihrer Leitung arbeitenden Handwerker an den von ihnen errichteten weltlichen und kirchlichen Gebäuden oder von ihnen bearbeiteten Werkstücken persönliche Signaturen anzubringen. Am bekanntesten sind die bis ins 18. Jahrhundert verwendeten, in den Bauhütten üblichen  Steinmetzzeichen, mit denen die Steinmetzen die von ihnen behauenen Steinquader und Bauplastiken als ihre persönliche Arbeit kennzeichneten, an denen ihre Leistung als Grundlage der Entlohnung zu messen war. Ähnliches gilt für Zimmerleute u.a.
Es handelte sich um verhältnismäßig kleine, nur wenige Zentimeter hohe Monogramme oder symbolische Darstellungen von Tieren, geometrischen Körpern u.ä., großenteils auch verschlüsselte Zeichen, die nur der Kundige mit einer bestimmten Person in Beziehung bringen konnte.
Von den Steinmetzzeichen zu unterscheiden sind die Meisterzeichen, die die führenden Baumeister seit der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts zu ihrem Renommée an gut sichtbarer Stelle des Bauwerks anbrachten. Diese waren größer, gern auf einen Schild gesetzt und auch in anderer Form hervorgehoben. Ein solches Zeichen befindet sich in Bodennähe auf dem östlichen Ständer eines schweren Eichenportals im Erdgeschoß des Amelungsborner "Steins". Als der Durchgang zwischen Refektorium und Küche AD 1994 bei baulichen  Veränderungen (Vergrößerung der Küche, Einbau angrenzender Toiletten) verlegt werden musste, wurde das auf das 14. Jahrhundert zu datierende Portal zwar nicht zerstört, aber bedauernswerter Weise vermauert.
Die hinter den Amelungsborner Steinmetz- und Meisterzeichen stehenden Personen lassen sich leider nicht mehr ermitteln.
HWG 2002

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