Weißwurz (Polygonatum)

Von den etwa 30 Arten der Gattung Weißwurz in den gemäßigten Zonen der Nordhalbkugel werden die ähnlich aussehenden Arten P.odoratum und P.multiflorum und ihre Kreuzungen auch als Salomonssiegel bezeichnet. Sie lieben helle, offene Wald- oder Wiesenplätze. Aus kriechenden, weiß-fleischigen Rhizomen wachsen kräftige, übergebogene, 50-80 cm lange Stängel mit frischgrünen Blättern und im Mai/Juni einzeln oder paarweise stehenden, weißen Blüten. Die schwarz-blauen Beeren sind giftig und erzeugen Brechdurchfall und Schwindel. Wegen ihrer seit dem Altertum zugeschriebenen Bedeutung in der Volksmedizin und als Zauberpflanze wird sie zwar im Amelungsborner Klostergarten gezeigt, wurde aber in der Mönchszeit dort nicht angebaut, da sie ohne Mühe auf den Kalkböden der näheren Umkreis gesammelt werden konnte. Der gedrehte, knotige Wurzelstock hat durch den Gehalt an Glykosiden und Saponinen eine zusammenziehende, reizmildernde Wirkung. Er wurde früher bei Lungen-, Magen- und Darmbeschwerden, auch bei Herzschwäche und in Rheumasalben verordnet sowie gequetscht auf Wunden und Blutergüsse gelegt. Der Saft der Beeren sollte Hautflecken und Ausschläge beseitigen.

Im Volksglauben ist die Weißwurz die wundermächtige Springwurzel, die in Märchen und Sagen Türen öffnet, Felsen sprengt und Dornen herausziehen kann. Der Name Salomonssiegel aber verweist auf den von Gott geliebten und geleiteten Weisen und Friedensbringer für Israel, den Erbauer des Tempels, aber auch intriganten Abtrünnigen, der als Herrscher vor politischen Morden nicht zurückschreckte. Denn nach dem Absterben der Stängel ähneln die Narben mit einem sechszackigen Stern auf dem Wurzelstock dem Siegeleindruck König Salomos und seines Vaters David.

Salomo soll die wundheilenden Wirkungen der Pflanze bereits gekannt haben.

HWG 2007

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