Der Garten

Flechtzaun
Trockenmauer
Kräutergartenteam

Im Gegensatz zu den Landschaftsausprägungen, die ursprünglich von den Kräften der Natur geformt sind – z.B. Wald, Heideflächen, Gebirgsmatten oder Flussauen – ist der Garten ein von Menschen nach ihren Vorstellungen und Wünschen gestaltetes Stück Erde.
Im Mittelalter war der Garten geradezu die geordnete Natur gegenüber den chaotischen Mächten des Waldes (der damals noch vielfach ein Urwald war).
An der Lage des Kräutergartens in Amelungsborn wird das beispielhaft daran deutlich, dass nur wenige Meter entfernt das Gelände jäh in das bewaldete Hooptal abstürzt.

Der Garten ist ebenfalls ein Hort gegenüber den wilden Tieren. Dazu ist der Amelungsborner Garten eingefriedet mit einer Trockenmauer, die ihn nach Osten, Süden und Westen begrenzt.
Die Grenze zur Nordseite gegen die Kantorey bildet ein Flechtzaun.
Die diesjährigen Wildspuren im Schnee zeigen, dass dieser Schutz sehr wirksam ist: Sie sind überall im Gelände zu sehen – nur nicht im Kräutergarten.

Die Bezeichnung „Garten“ leitet sich ab von der indogermanischen Wurzel *gher- „umfassen“, „einzäunen“. Es ist verwandt mit dem lateinischen Wort „hortus“ und findet sich im englischen „garden“ wieder.
*gher- weist ebenfalls auf „Gerte“ hin. Das verrät uns, dass die ursprünglichste Einfriedung in Form von Gertenzäunen, d.h. Flechtzäunen, bestand.

(Abb. Flechtzaun – März 2009)

Beide Einfriedungsarten sind historisch belegt.

Einfriedungsmauern hatten gegenüber Flechtzäunen den Vorteil, dass sie die Pflanzen im Garten nicht nur vor Wildtieren schützten, sondern auch – besonders im Frühjahr – vor kalten Winden.

(Abb. Trockenmauer – März 2009)

Den historischen Klostergärten kam ein mehrfacher Zweck zu: Sie boten Würzkräuter für die Küche. (Das Gemüse wurde – wie das Getreide – außerhalb des Klosters angebaut.)
Klostergärten lieferten Heilkräuter für die klösterliche Apotheke und Pflanzen zum Färben von Stoffen und Tuchen. Schließlich waren sie Heimstatt für Symbolpflanzen. Das wird uns z.B. im Sommer die Mariendistel zeigen.

Der Amelungsborner Klostergarten bietet viele Kräuter, die auch gegenwärtig als Würz- und Heilkräuter genutzt werden.

Im März ist es für das Kräutergartenteam höchste Zeit, den Garten für das neu beginnende Gartenjahr vorzubereiten. Es ist ein Kreis von Frauen und Männern, der sich diese Aufgabe zu eigen gemacht hat.
Die Arbeit geschieht ehrenamtlich – und meist im Verborgenen.

(Abb. Kräutergartenteam)

Bei dem zehnjährigen Kräutergarten-Jubiläum im Juni 2009 waren viele der Ehrenamtlichen auf diesem Bild versammelt.

(Text: Familiare Joachim Franke,
Fotos: Joachim Franke (2) und Archiv des Kräutergartenteams (1)

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