Zum Beispiel Schwertlilie

Iris germanica
Iris germanica

Die auch Veilchenwurzel oder blaue Lilie genannte Schwertlilie, Iris germanica, erfreute sich wegen ihres stattlichen Wuchses, der irisierenden Farben ihrer samtigen Blüte und der Heilkraft ihrer aromatischen Wurzel schon in der Antike besonderer Beachtung und fehlte wohl auch später in keinem Kloster- und Arzneigarten diesseits der Alpen, bis sie sich in den Bauern- und bürgerlichen Gärten bis in unsere Tage ausbreitete.

Das perennierende Kraut mit kurzem, rundlichem Wurzelstock und schwertförmigen Blättern entfaltet im Mai/Juni auf 30 - 100 crn hohem Stengel 3 -5 große blau-violette Blüten. Aus ihrer mittelmeerischen  Heimat wurde die Schwertlilie in nördlichen Gärten kultiviert, von wo sie gelegentlich in Weinbergen und auf Mauern verwilderte.

Der Wurzelstock 2 - 3 jähriger Pflanzen wird im August geerntet, von der äußeren Korkschicht befreit und getrocknet. Er enthält neben ätherischen Ölen, die aromatisch veilchenartig riechen, schleimlösende und Gerbstoffe. Seine Wirkstoffe wurden, in Wein gelöst, bis ins 16. Jahrhundert gegen Wassersucht und noch heute in Hustentees verwendet; sie dienen bei der Herstellung von Parfums, Zahnpasten, kosmetischen und Waschmitteln als Duft- und Geschmackskorrigens.

Schon die Römer würzten ihren Wein mit der "Veilchenwurzel", und Kinder bekamen sie als Beißwurzel beim Zahnen. Bei den alten Griechen war Iris die Tochter des Thaumas, des Gottes des Erstaunens, und der Okeanide Elektra, eine jungfräuliche Göttin, die neben Hermes als windschnelle Botin den Verkehr zwischen Himmel und Erde vermittelte. Sie wurde entsprechend mit Flügeln und Heroldstab und einer Blume dargestellt. Aus ihrem entfalteten Schal brachen die Regenbogen am Himmel hervor und machten sie schon bei Homer ganz zu einer mythischen Erscheinung.

Die Blume Iris, der "Regenbogen", wird bei Theophrast und Plinius erwähnt, bei Dioscorides und anderen als Allheilmittel gepriesen. Karl der Große befahl in seiner Landgüterordnung den Anbau.

Strabo, der Benediktinerabt auf der Mainau. dichtete in seinem Liber de cultura hortorum:

"Radicis ramenta tuae siccata fluenti
diluimus contusa mero ...

Deiner Wurzel getrocknete Stückchen lösen zerrieben wir in flüssigem Wein,
und der Blase grausame Schmerzen dämpfen nicht minder wir trefflich
mit diesem künstlichen Heiltrank.
Du gibst dem Walker das Mittel, mit dem er das Leinengewebe
glänzend und steif appretiert wie von Blumen verleihet."

Der Amelungsborner Klostergarten zeigt die Iris germanica in seiner mittelalterlichen Pflanzensammlung.
HWG 2002

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