Romanische Piscinen

Romanische Piscinen
Romanische Piscinen

Während der großen Restaurierungphase der Klosterkirche im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts wurden bei Aufräumungsarbeiten verstreut unter dem Fußboden 6 pilasterartige, teilweise reich dekorierte Wandpiscinen meist mit doppeltem Ausguss und rückseitigen Abflussrinnen aus grauem Sandstein gefunden.
Der Chronist Joh. Letzner sah sie noch 1600 neben den Altären: "Man findt in diesser Kirchen zum Amelungsborne fast 24 Altar und bei einem ieglichen sonderliche zierliche und dazu gemachte Steine..."

Vier, 91-98 cm hoch, sind ornamental von Rankenwerk, Palmetten und Taumotiven überzogen. Bei Zweien sind die Ausgussaufsätze beschädigt: eine kleinere mit einfachem Becken, aber tischartiger seitlicher Konsole, vielleicht zum Abstellen des Kelches, und ein 102 cm hohes verstümmeltes Exemplar. Es sind Reste des bis 1158 errichteten romanischen Chores.
Als Piscina oder Lavabo bezeichnet man ein rechts neben dem Altar in die Wand eingelassenes oder ihr vorgekragtes, selten in säulenartiger Form frei aufgestelltes Spülbecken, durch das Partikel der geweihten Hostie beim Abwaschen der Hände des zelebrierenden Priesters bzw. Reste des Messweins beim Ausspülen des Kelches vor Verunehrung bewahrt und durch die Außenmauer in geweihte Erde abgeleitet werden.
Von den zwei wieder im gotischen Chor aufgestellten Amelungsborner Wandpiscinen dient heute ein Exemplar in der Taufkapelle als Ausguss für das Taufwasser, ein weiteres steht als Leihgabe in der Holzmindener Lutherkirche, die übrigen im Lapidarium des ehemaligen Kreuzgangs.
(Ornamente in den Skizzen nur schematisch angedeutet.)   
HWG 2002

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