Amelungsborn in der erzählenden Dichtung

Der Schauplatz Amelungsborn, seine Umgebung und die Schar historischer Personen aus dem Amelungsborner Wirkungsbereich sind in der Kloster-und Regionalgeschichte besonders des 19./20. Jahrhunderts befriedigend dargestellt, haben in der Belletristik jedoch nur geringen Niederschlag gefunden. Im Folgenden 3 herausragende Beispiele:

1. In der Serie von historisierenden Erzählungen, die der Neu-Oelsburger Hermann Tiemann unter das Generalthema „Aus dem alten Sachsenlande" stellte, behandelt unter dem Titel Der Abt von Amelunxborn - „Eine Geschichte aus der Zeit der Reformation" auf 179 Seiten die Jugendzeit des Herzogs Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel, der als begeisterter Anhänger Martin Luthers nach dem Ableben seines altgläubigen, rücksichtslos-strengen Vaters Heinrich das Herzogtum 1568 in die Reformation führte. Zentrale Figur im Geschehen ist Abt Andreas Steinhauer, unter dem sich auch das alte Zisterzienserkloster Amelungsborn unter das Augsburger Bekenntnis stellte. Amelungsborn und Umgebung treten als wichtige Handlungsorte und Bedeutungsräume in der Erzählung hervor.
Erscheinungsjahr: 1900. Standort: Neue Bibliothek Amelungsborn

2. Als Goethe im Sommer 1801 in Begleitung von Sohn August und dem Diener Geist auf der Reise von Göttingen zu einer Trink- und Badekur nach Bad Pyrmont unterwegs war, fasste er in Eschershausen den spontanen Entschluss zu einem Abstecher nach Amelungsborn. In dem fiktiven Tagebuch von Herbert W. Göhmann „Die Reise nach Pyrmont" (58 Seiten) nimmt er Quartier im Klosterkrug und erkundet als Gast des herzoglichen Amtmanns die historischen Bauten, die lokale Ökonomie und das Alltagsleben auf dem Klostergut. Seine Eindrücke werden sowohl von der prekären politischen Lage im napoleonisch bedrohten Lande als auch dem von der braunschweigischen Herrschaft vernachlässigten Gut bestimmt.
Erscheinungsjahr: 1990. Standort: Neue Bibliothek Amelungsborn

3. Der Roman Das Odfeld von Wilhelm Raabe lässt den Leser auf 230 Seiten an einer fiktiven Schlacht im Umfeld Kloster Amelungsborns teilnehmen. An historischem Ort, mit historischen Figuren entsteht eine Allegorie des in allen Zeiten tötenden und verwüstenden Krieges und die daraus resultierende „Angst in der Welt". Der nach Verlegung der Klosterschule zurückgelassene Magister Buchius wird zum modernen Helden, indem er sich mitleidend und tröstend der leidenden Kreatur annimmt.
Erscheinungsjahr 1887, viele weitere Auflagen. Bezüge zum Weser-Solling-Raum und dem Kloster Amelungsborn in weiteren Werken Raabes.

HWG 2010